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Flight Log: Trelew SAVT -- Punta Arenas SCCI 03.02.2018/04.02.2018/05.02.2018



03.02.2018, Trelew — Punta Arenas:

Am Morgen fiel das Frühstück sehr marginal aus, aber wir hatten jeder zwei Kekse. Auf dem Weg zum Flugplatz kamen wir an einem Ungetüm, einem Dinosaurier vorbei, der aus Erkenntnissen von Funden in Patagonien rekonstruiert worden ist.

Am Flugplatz schien alles wunderbar einfach zu laufen. Es fand eine Verbrüderung mit der Dame von der Luftaufsicht statt und überhaupt waren alle sehr freundlich. Das Gepäck wurde gecheckt und alles kam ins Flugzeug. Die General Declaration war unterschrieben und es konnte eigentlich losgehen. Plötzlich jedoch kam ein Beamter vom Zoll und forderte, dass wir das Gepäck wieder ausladen und es erneut durch die Kontrolle gebracht wird. Es läuft halt nicht immer, wie man denkt und meine Befürchtung war, dass der Kollege vom Zoll jetzt das ganze Flugzeug auseinander nimmt und wir erst Stunden später starten können. Dem war aber nicht so. Es stellte sich heraus, dass es gar nicht um uns ging, sondern um einen Konflikt des Herrn vom Zoll mit der Dame vom Zoll. Er fühlte sich nämlich übergangen. Also haben wir formal noch einmal unser Gepäck durch den Scanner laufen lassen und ich habe meinen Laptop gezeigt und schon konnten wir wieder einpacken. Alles war in Ordnung und unser Kollege vom Zoll war plötzlich auch sehr freundlich, so dass wir mit nur 15 Minuten Verspätung unseren Start tatsächlich durchführen konnten.

Nach einer halbe Stunde erreichten wir wieder den Atlantik bei der Stadt Comodore und ließen aus 3.000 m Höhe die Landschaft Patagoniens auf uns wirken, unter anderem den kleinen Hügelrücken Santa Salamanca. Bei gemütlichem Gegenwind von 10 bis 15 Kn, einem Seitenwind von etwa 25 Kn nahmen wir Kurs auf Feuerland. Dabei konnten wir aus der Luft die Stadt Puerto Santa Cruz beobachten und die Strukturen eines riesigen Flusses, der zum jetzigen Zeitpunkt allerdings ausgetrocknet war. Überhaupt haben uns während des Fluges die vielen Salzdünen interessiert. Wir können uns im Moment nicht vorstellen, wie die in Patagonien entstanden sein können, das muss recherchiert werden.

Aufgrund des marginalen Frühstücks haben wir dann die Trockenfuttervorräte alle gemacht um bei Kräften zu bleiben.
Als wir den Alternativflugplatz passierten, war noch alles wie gehabt: etwa 10 Kn Gegenwind, 20 Kn Seitenwind, friedliches Wetter und Sonnenschein. Dann aber sahen wir in der Ferne eine aneinander gereihte Kette von Kumuluswolken, die aber nicht die sonst übliche helle Form hatten, sondern eher grau waren. Als wir näher herankamen, nahm diese Formation immer mehr Struktur an und man konnte am Horizont einen riesigen Schlauch erkennen, ungefähr 80 bis 100 km in der Ausdehnung von links nach rechts und in der Höhe ungefähr bei 10.000 ft oder 3.000 m. Wir vermuteten, dass es sich nicht um eine normale Kumulusbewölkung handeln kann, sondern dass es sich um eine riesige Böenwalze handeln muss. Diese entstehen, wenn Luftmassen mit sehr hoher Geschwindigkeit über Gebirgsformationen hinüberfließen und hinter den Gebirgen quasi einen horizontalen Wirbel entstehen lassen, wie ein riesiger Schlauch. Dies wird noch verstärkt dadurch, wenn gleichzeitig die übers Gebirge kommende Luftmasse mit einer in eine andere Richtung sich bewegende Luftmasse zusammen stößt. Unsere Vermutung wurde bestätigt, als wir näher heranflogen und die Marie plötzlich die Nase hochnehmen musste, um überhaupt unsere Höhe zu halten. Das heisst, wir hatten stark absinkende Luftmassen, die das Flugzeug ausgleicht, indem es in die Konfiguration eines Steigfluges geht. Entsprechend müssen die Motoreinstellungen geändert werden, damit man diesen Steilflug auch durchführen kann. Unsere Geschwindigkeit über Grund ging herunter auf unter 80 Kn pro Stunde, obwohl der Gegenwind nicht mehr als etwa 10 Kn war. Hauptsächlich also musste die Maschine durch den Steigflug an Geschwindigkeit verlieren. Gleichzeitig nahm der Seitenwind enorm zu und stieg im Laufe des weiteren Fluges bis auf über 70 Kn an. Als wir den sichtbaren Teil der Böenwalze erreicht hatten, also den Teil, wo die Luft kondensiert und Wolken entstehen, waren wir in der zweiten Hälfte der Böenwalze. In der herrschten sehr starke Aufwinde. Nun wiederum hatten wir das Phänomen, dass die Marie sich mit der Nase steil nach unten stellte, um nicht über die geforderte Höhe von 3.000 m hinaus getragen zu werden. Dies führte dazu, dass die Marie zeitweilig mit einer Geschwindigkeit von 175 Kn pro Stunde flog, weil sie im starken Sinkflug war und trotzdem die Höhe 3.000 m gehalten wurde. Eine so große Böenwalze mit einer so weiten Ausdehnung über einem scheinbar flachen Land haben die Piloten noch nie erlebt.

Zwischenzeitlich hatten wir Kontakt mit dem Tower von Punta Arenas, der uns mit seinen Winddurchsagen schon mal darauf vorbereitete, dass es eine anspruchsvolle Landung werden könnte. Er berichtete die Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen in einer Abstufung von jeweils 1.000 ft, also zum Beispiel:

Wind in 3.000 ft; 290°; 50 Kn
Wind in 2.000 ft; 285°; 38 Kn
Wind in 1.000 ft; 280°; 36 Kn
Wind in 200 ft; 280°; 35 Kn

Das sagt natürlich etwas über die Windgeschwindigkeit aus, es sagt aber noch nichts aus über die Böigkeit dieses Windes, insbesondere in niedriger Höhe, wenn dann auch noch vor der Landebahn 30, die wir nehmen sollten, sich ein kleiner Hügel ausbreitete, der hervorragend geeignet ist, um die Luftmasse anzuheben und das Flugzeug nach oben zu bringen, um es anschließend, wenn der Hügel überwunden ist, in die Tiefe zu ziehen. Es war also mehr als nur ein bisschen bockig und der Wind um die 35 bis 40 Kn aus 280°, also leicht von der Seite, wenn man 300°Landerichtung hat.

Wir sind mit etwas überhöhter Geschwindigkeit angeflogen und die Maschine setzte zunächst einmal auf, aber bei etwas zu hoher Geschwindigkeit, so dass sie noch gefühlte zwei Meter von der Bahn wieder hochsprang und erst beim zweiten Mal sanft auf der Bahn rollte, so dass wir uns von der Bahn wegbewegen konnten. Die Ansage des Towers lautete: „Seid ihr sicher auf der Bahn, dann könnt ihr jetzt weiter rollen, nächste rechts.“

Wir wurden sofort zu der Avgas-Tankanlage geführt und konnten dort das Tanken der Marie durchführen. Das stellte sich als ziemlich schwierig heraus, weil der Wind am Boden so stark war, dass teilweise das Avgas aus der Tanköffnung herausgesaugt wurde und durch die Gegend spritzte. Zudem hatte der Tankwart ein viel zu großes Rohr für das Avgas. Das passte nicht in die Tanköffnung der Marie hinein, so dass er zusätzlich einen Trichter benutzen musste und erst das Avgas in den Trichter hineinbrachte und über den Trichter mit einem kleinen Rohr in die entsprechenden Tanks. Nach der Betankung die bei ohrenbetäubendem Lärm des Windes und zusätzlich der Motorengeräusche einer Militärmaschine des Typs Transall, durchgeführt wurde.

Unser Handlingagent hatte einen Platz ausgesucht, an dem wir nach der Betankung, die Marie an einen relativ geschützten Ort hinter einer Halle zunächst einmal richtig vertäuen und mit entsprechenden Blocks absichern mussten, damit nichts passiert. Der Handlingagent erklärte sich bereit, die Emigrationspapiere fertig zu machen, während wir schon ins Hotel gingen. Wir bekommen diese Papiere dann bei der Abreise. Wir begaben uns auf den Weg zum Taxistand und, oh Wunder, ein chilenischer junger Mann stand mit einem Schild Uwe Thomas Carstensen am Ausgang des Flughafens. Wir haben ihn angesprochen und er war von „Dear Grace“ - unserer Antarktisflug-Betreuerin - geschickt worden, um uns ins Hotel zu bringen. Das war es.

Tschüs!

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Auf dem Weg zum Flugplatz
Auf dem Weg zum Flugplatz
Verbrüderung mit der Luftaufsicht
Trelew
Wieder Atlantik Comodoro
Pampa Salamaca
Kurs auf Feuerland
Puerto Santa Cruz
Krake
Salzdüne
Trockenfutter im All
Alternativflugplatz
Böenwalze
Böenwalze die Zweite
Orkangespräch
Starkböenlandung überstanden
Wie an der Nordsee
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