09.02.2018, Punta Arenas — Puerto Montt:
Es galt, mal wieder früh aufzustehen. Um 5:00 Uhr ging es los, um 6:00 Uhr gab es Frühstück, um 6:30 Uhr wurden wir von unserem Fahrer abgeholt. Der Flugplan lag inzwischen vor und wir trafen uns mit unserem Handlingagenten vor dem Eingang des Flugplatzes Punta Arenas. Zunächst musste die Marie wieder entfesselt werden, denn wegen der extrem starken Winde hatten wir jede Menge Steine zusammengesucht, um das Flugzeug am Boden zu halten. Es war eisekalt, aber unsere Papiere waren in Ordnung, wir bekamen alles, was wir brauchten, um starten zu können.
Es hätte so schön sein können, da wir dieses Mal richtig früh waren. Allerdings stellte sich dann bei der Vorbereitung der Marie und dem Hochfahren nach dem Start heraus, dass der Autopilot die Kälte nicht so gut vertragen hat. Nach mehrmaligem Neustart wollte der Autopilot einfach nicht in seinen normalen Modus zurückgehen. Das hieß für uns, sich einzustellen auf eine Überquerung der Anden ohne Autopilot und damit auf eine harte Arbeit für die Crew. Was auch immer wir unternahmen vor dem Start und auch nach dem Start, war immer das gleiche: der Autopilot wollte einfach nicht. Es war das erste Mal, dass die Marie nicht alle ihre Möglichkeiten der Crew zur Verfügung stellte. Und das ausgerechnet bei einem ohnehin sehr anspruchsvollen Flug über die Anden.
Wir bekamen eine Flughöhe von 13.000 ft angewiesen, also etwa 4.500 m Höhe und eine Flugroute über argentinisches Hoheitsgebiet. Nachdem wir diese Höhe erreicht hatten, stellte sich nach einiger Flugzeit jedoch heraus, dass wir höher steigen mussten, um aus den Wolken mit dem Eis herauszukommen. Schließlich flogen wir auf etwa 160.000 ft. Das sind etwa 5.300 m. In dieser Höhe waren wir knapp oberhalb der Wolken. Ohne Autopilot zu fliegen, heißt natürlich, ständig selbst das Steuerhorn bedienen und die Richtung und Höhe immer nachzujustieren. Eine Veranstaltung, die auf Dauer durchaus ermüdend ist, aber unter den Bedingungen der freien Sicht, also ohne in Wolken zu fliegen, natürlich gut durchführbar ist. Die beiden Piloten haben sich entsprechend abgewechselt, um das Leben halbwegs erträglich zu machen. Erschwerend kam hinzu, dass das Überqueren eines so großen Gebirges wie die Anden immer damit zusammen hängt, dass starke Ab- und Aufwinde vorhanden sind, die u. a. dazu führen, dass man mitunter mitten im Fluge die Motorleistung deutlich erhöhen muss, um überhaupt die Höhe zu halten, weil das Flugzeug mit den absteigenden Luftmassen heruntergezogen wird. Bei anderer Gelegenheit gibt es dann sehr stark aufsteigende Luftmassen, die durch das Flugzeug entsprechend korrigiert werden müssen, indem man, wie es heißt, die Nase nach unten hält und das Flugzeug eine hohe Geschwindigkeit in der Luft aufnimmt, um die Energie zu verbrauchen, die die Luft zufügt.
Alles in allem war es zudem positiv, dass wir einen Rückenwind von ca. 30 bis 40 Kn hatten und zeitweilig über Grund mit 170 Kn pro Stunde geflogen sind. Ab und zu konnten wir auch Fotos von einigen schneebedeckten Gipfeln der Anden machen, aber großräumig konnten wir das Gebirge leider nicht sehen, über das wir geflogen sind. Und das ist etwas schade, weil die Anden natürlich für Flieger ein ausgesprochen anspruchsvolles Fluggebiet sind.
Wie dem auch sei, irgendwann haben wir wieder den argentinischen Luftraum verlassen, um in den chilenischen Luftraum einzufliegen. Das war ungefähr an der Position, wo die Überquerung der Anden erfolgreich durchgeführt wurde. Das ist auf der Höhe des Lago Buenos Aires, westlich von Perito Moreno. Dieses Gebiet ist ein riesiger Naturschutzpark. Durch den starken Rückenwind sind wir etwa eine Stunde früher als üblich in Puerto Montt angekommen und konnten dort in einer weiten Runde als Nummer 2 auf der Bahn 19 sicher landen. Nach der Landung kamen mehrere interessierte Personen vom Flugplatz auf uns zu, unter anderem der Chef des Vorfeldes mit seinem Follow-me-Wagen. Der einzige, der nicht kam, war unser Handlingagent. Möglicherweise waren wir einfach eine Stunde zu früh.
Wir haben dann getankt und wie sich an der Tankstelle herausstellte, gab es einen Deutsch stämmigen und Deutsch sprechenden Chilenen, der auch Taxifahrer war bzw. ein Taxiunternehmen hat und es hatte sich zu ihm herumgesprochen, dass Deutsche in Puerto Montt landen werden. Er hat uns beim Tanken und beim Gepäck geholfen und uns auch ins Hotel gefahren. Wahrscheinlich werden wir am nächsten Tag mit ihm eine kleine Stadtrundfahrt machen.
Das war es. Tschüs!