schließen

Flight Log: St Johns CYYT -- Santa Maria LPAZ 31.05.2018/01.06.2018

31.05.2018 - Santa Maria

Der Flug begann eigentlich schon am Abend davor, als Herr Graumann uns mitteilte, dass Sao Miguel kein Avgas zur Verfügung hat und wir als Alternative nach Santa Maria fliegen müssen. Als alternative Flugplätze kam dann noch in Frage Flores, falls der Gegenwind zu stark sein sollte. Am 30.05. herrschte in St. Johns ein Unwetter mit über 100 km/h Windgeschwindigkeit und sintflutartigem Regen. Nördlich von St. Johns waren sogar 10 cm Schnee gefallen. Aber die Wettervorhersage zeigte auch, dass im Laufe der Nacht der Wind und der Regen etwas nachlassen sollten, so dass zumindest Windgeschwindigkeiten von ca. 40 km/h auftreten, aber nicht mehr von über 100 km/h. Wir haben uns also nach reiflicher Überlegung entschieden, tatsächlich am 31.05. zu fliegen und ggf. morgens am Flugplatz in Absprache mit dem Tower zu entscheiden, ob wir fliegen oder nicht.

Wir sind morgens um 4:00 Uhr aufgestanden und ein Taxifahrer hat uns dann um 5:00 Uhr zum Flugplatz St. Johns gebracht. Dort haben wir die Maschine in der Halle vorbereitet. Um 5:30 Uhr wurde die Marie mit einem kleinen Traktor aus der Halle herausgefahren und in den Wind gestellt. Vorher haben die Piloten sich in die Überlebensanzüge hineingezwängt und alle Vorbereitungen für den Notfall getroffen. Als wir schließlich in der Maschine saßen, waren es immer noch ca. 40 km/h Windgeschwindigkeit und die Marie schüttelte sich ganz schön. Der Funkverkehr mit dem Tower ergab, dass die Bahn 02 in Betrieb ist und vor uns eine Maschine gestartet war. Die Windgeschwindigkeit war laut Tower 40 km/h auf der Bahn 02, in Böen aber bis zu 85 km/h. Zudem kam der Wind noch 10 Grad von der Seite. Wir haben uns aufgrund der Informationen des Towers und der Flugfreigabe von dem Tower dann tatsächlich entschlossen, auch zu fliegen und waren auf böige hohe Windgeschwindigkeiten und auf Vereisung in der Atmosphäre vorbereitet. Wir rollten mit der Maschine zur Bahn 02 und nach der Startfreigabe ging es dann los.

Unmittelbar nach dem Start in der Luft wurde die Marie das erste Mal richtig durchgeschüttelt, weil tatsächlich Böen mit gefühlt über 100 km/h die Marie hoch- und runterschüttelten. Aber wir gewannen bei strömendem Regen und null Sicht stetig an Höhe und hatten bereits den ersten Wegepunkt vom Tower erhalten und weitere Anweisungen über die nächste anzusprechende Frequenz. Nach einer sehr starken Rütteltour von etwa 20 Minuten kamen wir oben aus den Wolken heraus und siehe da, es schien die Sonne, aber bei einem Seitenwind von über 70 km/h. Unsere Flughöhe betrug etwa 2.600 m. Nach einem Flug von zwei Stunden war es Zeit, mit Gander Oceanic über Hochfrequenz Kontakt aufzunehmen. Wir hatten dazu zwei Frequenzen erhalten. Während Kurt weiterhin auf der VHF-Frequenz Funkkontakt hielt, habe ich versucht, über das Hochfrequenz-Funkgerät Kontakt zu Oceanic aufzunehmen. Das ist aber nicht gelungen. Es gab soviel Rauschen im Äther, und ich konnte nur bruchstückhaft den Funkkontakt mit anderen Flugzeugen hören. Daraufhin habe ich mich entschieden, die uns zur Verfügung gestellte Satellitentelefonnummer zu benutzen und per Telefon die Frage für den Ozean-Flug einzuholen. Tatsächlich funktionierte nach dem dritten Mal die Verbindung mit dem SAT-Phone über Satellit und ich bekam eine Freigabe für den Atlantikflug bis nach Santa Maria.

Damit war unser Flug genehmigt und wir konnten der Route weiter folgen. Irgendwann riss der Funkkontakt über die VHF-Funkanlage ganz ab und wir waren nur auf das Satellitentelefon angewiesen, da unsere Hochfrequenzanlage es uns nicht ermöglichte, tatsächlich Kontakt zu bekommen. Der Flug verlief etwa zwei Stunden relativ ruhig, dann jedoch mussten wir eine Front durchfliegen und diese Front brachte vor allem aufgrund des hohen Flüssigkeitsanteils in den Wolken Eis an den Flügeln. Wir wurden erneut erheblich durchgeschüttelt durch Scherwinde und Auf- und Ab-Luftbewegungen. Unsere Enteisungsanlage wurde in Betrieb gesetzt und hat das meiste Eis verhindert. Es blieben jedoch Eisansätze an beiden Flügeln bestehen. Zeitweilig haben wir über Oceanic eine Reduzierung der Flughöhe von unseren 2.700 m auf 1.700 m beantragt, da wir aus der Wettervorhersage wussten, dass unten kein Eis mehr zu befürchten ist. Als wir jedoch gerade die Erlaubnis erhalten hatten, zu sinken, war die Front durchflogen und wir hatten wieder Sonnenschein, so dass wir die Erlaubnis zu sinken, nicht wahrgenommen haben, sondern darum baten, jetzt auf der alten Höhe zu bleiben.

Nach einer weiteren Stunde kam erneut eine Front von Wolken, die wir in der Höhe durchfliegen mussten Diese Front erwies sich als besonders hartnäckig mit heftigen Auf- und Abwinden, sodass die Marie und die Piloten erneut richtig durchgeschüttelt wurden. Es war schwer, die Maschine in der beabsichtigten Flugrichtung zu halten. Teilweise wurde die Maschine durch die starken Seitenwinde einfach nach rechts oder links weggedrückt, so dass der Horizont abbildete, dass wir Kurven von 30/40 Grad Neigung gezwungenermaßen geflogen sind. Aber Ruhe ist bekanntlich eine Grundeigenschaft von Piloten, so dass wir zu keiner Zeit ernsthafte Bedenken hatten, den Flug nicht durchführen zu können. Der Eisansatz an den Flügeln führte natürlich auch dazu - wie auch der zeitweilige Gegenwind - dass die Fluggeschwindigkeit von normal 125 kn auf 85 kn gedrückt wurde und wir mit einer längeren Flugzeit rechnen mussten. Die letzten beiden Stunden nach Santa Maria waren dann in ruhigem schönen Wetter durchzuführen. Aber insgesamt hatten wir mehr als eineinhalb Stunden Flugzeit verloren, so dass zum Schluss 11 Stunden Flugzeit von St. Johns nach Santa Maria notwendig waren.

Auf dem Wege nach Santa Maria gab es aber zwei Stunden vor der Landung auf Santa Maria einen alternativen Flugplatz, den wir auch hätten anfliegen können. Wir hatten also einerseits genügend Avgas, also Sprit an Bord, andererseits: hätte dieser Sprit nicht ausgereicht, hätten wir vorher auf einem Flugplatz landen können. Unsere Flugplanung war also jederzeit so ausgerichtet, dass keine Gefahr bestand. Endlich, vor der Insel Santa Maria angekommen, war es schon dämmerig und wir sind im Dunkeln auf der beleuchteten Bahn mit einem Instrumentenlandesystem gelandet.

Wir wurden bei warmem Wetter im Dunkeln von unserem Handlingagenten begrüßt und waren froh, diesen Höllenritt hinter uns gebracht zu haben. Zu dem Zeitpunkt war für uns schon klar, dass die nördliche Überquerung des Atlantiks von St. Johns nach Santa Maria viel höhere Anforderungen an die Piloten gestellt hat, als es die Überfliegung des Atlantiks im Süden von Dakar nach Natal erfordert hatte. Wir haben uns dann entschlossen, am nächsten Tag, 01.06., gleich weiterzufliegen nach Cascais, weil wir es als ausgesprochen schönes Ziel empfunden haben, schon am Sonntag in Hannover zu landen. Wir haben also tief und fest auf Santa Maria geschlafen und sind am nächsten Tag um 10:00 Uhr weitergeflogen.

Tschüs!

Bild wird geladen. Bitte warten...
Kurt will fliegen
Kurt will fliegen
Marie kommt zögerlich aus der Halle
Marie will fliegen
Eis am Stiel
Schon wieder Eis
Wetterbesserung
Noch besser
globeflight rallye ・ c/o Jott & Pee Marketing – Kommunikation – Werbung GmbH ・ Kirchröder Straße 66c ・ 30625 Hannover ・ globeflightrallye@jottundpee.de