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Reiseeindrücke: Villa Las Estrellas

Villa Las Estrellas: ca. 0,008 Mio. Einwohner (Stand 2010)
Chile: ca. 17,7 Mio. Einwohner
Bevölkerungswachstum (2010-2016): 1,1%
Einwohner je km²: 24
Bruttonationaleinkommen 2014 je EW: 14.900 USD


06.02.2018, Punta Arenas — Villa Las Estrellas:

Aufgrund der sehr schlechten Wettervorhersage für den Flugplatz auf der Antarktis hat die Fluggesellschaft DAP uns ein Alternativplan vorgeschlagen, nämlich die Besichtigung einer Kondor-Finka.
Zunächst waren wir der Auffassung, dass es sich darum handelt, einen Bauernhof mit Schafen, Kühen und vielleicht einem Kondor zu besichtigen. Als wir nach einer etwa einstündigen Fahrt das Areal erreicht hatten, begrüßten uns vor den Farmgebäuden zwei junge Frauen, die sich als Töchter des Besitzerehepaares vorstellten. Sie brachen mit uns zu einer Wanderung zu einem lang gestreckten Felsgebilde auf. Das heisst, es dauerte noch 10 Minuten, bevor wir aufbrechen konnten, weil unsere russischen Freunde für diese Wanderung unbedingt zwei Flaschen Wein benötigten. Jeder hat halt seine spezielle Art, auf Wanderschaft zu gehen.

Nach einer kurzen Autofahrt und einer noch kürzeren Wanderung kamen wir zu einem offenen Areal, in dem Bänke aufgestellt waren, die uns die Möglichkeit gaben, direkt auf eine Felswand zu schauen. Wie sich nach näherem Hinsehen herausstellte, waren ungefähr 10 bis 15 riesige Vögel in der Luft und kreisten über dieser Felsformation. Die beiden Reiseleiterinnen erzählten uns, dass der Platz an dem wir waren und dieser Felsen ein Phänomen sind für Südamerika. Hier versammeln sich zu bestimmten Zeiten - vor allen Dingen im arktischen Sommer - bis zu 100 Kondore und rasten in den Höhlen des Felsens, kreisen über den Felsen und erholen sich hier von der anstrengenden Brut im Hochgebirge der Anden. An keiner Stelle Südamerikas kann man also so viele Kondore aus so großer Nähe besichtigen. Wir haben das mit Erstaunen zur Kenntnis genommen und konnten schöne Bilder von den ruhenden Kondoren in den Felsen machen und die Fliegerkünste dieser riesigen Vögel beobachten. Nach etwa einer Stunde Beobachtung haben wir uns dann wieder unten am Berg gesammelt und sind zur Farm zurückgefahren, um uns freundlich von den beiden jungen Frauen zu verabschieden.

Es war aus unserer Sicht ein beeindruckendes und spannendes Beiprogramm, das wir nicht hätten erleben können, wenn das Wetter auf der Antarktis besser gewesen wäre.
Also, man weiß nie, wofür was gut ist. Aber wir hoffen trotzdem, dass morgen das Wetter antarktisfähig ist.

Tschüs!


07.02.2018, Punta Arenas — Villa Las Estrellas:

Nachdem uns unser gelbes Taxi mit Anhänger zur russischen Forschungsstation gebracht hatte, wurden wir dort von unserem Guide für die nächsten beiden Tage empfangen. Sein Name war Jorge. Wir nannten ihn der Einfachheit halber Dschordsch. Er verkündete uns, dass wir wenig Zeit auf der Antarktis haben und deshalb auch keine große Empfangszeremonie machen, sondern sofort auf eine Arktiswanderung gehen.

Nachdem wir die ausgehändigten Boots und die warmen Jacken angezogen hatten und uns auch sonst mit Handschuhen, Mütze usw. bewaffnet hatten, ging es los. Wir wanderten über jede Menge Geröll und mussten einen Geröllberg runterklettern, was ziemlich anspruchsvoll war, aber wir sind ja hier, um etwas zu erleben und nicht, um Wellness zu machen. Wer aber Wellness gemacht hat, das waren die Seeelefanten. Auf unserer Wanderung haben wir mehrere Gruppen dieser Kolosse gesehen. Sie lagen dort dichtgedrängt, machten alle möglichen Geräusche und waren am Sonnenbaden, entweder mit geschlossenen oder mit geöffneten Augen, manchmal auch mit fletschenden Zähnen, aber im Grunde genommen waren sie wenig an den menschlichen Besuchern ihres Feriendomizils interessiert. Schließlich ist es hier arktischer Sommer und auch Seeelefanten haben ein Recht auf ungestörten Strandurlaub.

Die dazwischen watschelnden Pinguine hätte man durchaus als Strandwächter und Badeaufseher betrachten können. Nach dieser ersten circa dreistündigen und ziemlich Kräfte zehrenden Wanderung sind wir nach dem Abendessen in der russischen Kantine mit unserem Yellow-Car tatsächlich zu unserer Luxusunterkunft gebracht worden. Diese war der russischen Forschungsstation angegliedert und wurde an Reisegruppen vermietet. Es gab in unserer Unterkunft zwei Sechs-Betten-Schlafräume, einen Gemeinschaftsraum, eine Küche und eine Toilette, allerdings ohne Wasser. Nach der Wanderung sehr ermüdet, haben wir doch versucht, so schnell wie möglich unsere Kleider abzulegen und schlafen zu gehen. Jedes Bett verfügte neben Matratze und Kopfkissen über einen sehr kleinen Schlafsack mit wenig Geräumigkeit. Kurt wollte in dieses Ding erst gar nicht rein und hat den Reißverschluss rundherum aufgemacht. Im Bett zu liegen war trotzdem - gemessen an unserer Kräfte zehrenden Wanderung - genussvoll und es ergab sich, dass die vier russischen Freunde in dem Nachbarzimmer Quartier genommen hatten, so dass Kurt und ich nur das andere Zimmer hatten. Nach einer halben Stunde wäre ich fast eingeschlafen und alles hätte schon sein können, aber dann kam ganz leise und vorsichtig mit einer kleinen Taschenlampe unser Guide, der auch bei uns nächtigte. Das alleine wäre natürlich kein Grund gewesen, sich gestört zu fühlen. Als ich aber gerade wieder einschlafen konnte, fing Jorge an zu schnarchen. Langsam, aber mit aufsteigender Tendenz wurde dieses Schnarchen so laut, dass am nächsten Tag auch unsere russischen Freunde berichteten, sie hätten nicht so gut schlafen können, weil sie aus dem Nachbarzimmer Schnarchen gehört hätten. Der einzige, der das Schnarchen nicht gehört hatte, war Kurt. Schön für Kurt; allerdings hat Kurt sich mit in der Tonlage etwas höheren Schnarchgeräuschen mit Jorge zusammengetan und es wurde zu einem Konzert, vergleichbar dem Konzert der Seeelefanten mit den kleineren Seelöwen. Ein Konzert, das nur ab und zu durch eine kurze Schnappatmung unterbrochen wurde. Das wiederum veranlasste mich, den Kopf hochzunehmen und mal rüber zu gucken, ob die Atmung nach der Schnappatmung auch weitergeht. Wie dem auch sei: irgendwann mitten in der Nacht, ich schätze um 2:00/3:00 Uhr bin ich dann doch eingeschlafen, um gegen 6:00 Uhr wieder aufzuwachen. Zu meinem größten Erstaunen war absolute Ruhe im Zimmer, keiner hat mehr geschnarcht und Jorge lag weiterhin auf dem Rücken.

Es ließ sich in unserer Unterkunft kein Fenster öffnen, wenn überhaupt, gab es nur Frischluft durch die Eingangstür. Dementsprechend stand in unserem Zimmer die Luft und ich würde sagen, die Sauerstoffsättigung war niedriger als bei uns im Flugzeug in 15.000 ft Höhe. Auch das veranlasste mich dazu, früh aufzustehen, mir einen Kaffee zu brauen, kurz unsere wasserlose Toilette zu benutzen und dann einen Spaziergang zur russischen Kirche zu machen.

Gemessen an der Anzahl der Heiligtümer, die dort an der Wand hingen, hätte es eine ausführliche göttliche Kommunikation geben können, aber ich blieb schweigsam. Nach einer Stunde Wanderung durch das kleine nette Dorf bin ich dann zurück zu unserem Luxushotel und so langsam kam Bewegung in die Szene, so dass wir tatsächlich um kurz vor 8:00 Uhr am Frühstückstisch saßen und der zweite Tag besprochen werden konnte.


08.02.2018, Punta Arenas — Villa Las Estrellas:

An diesem Tag wurde das verschärfte Programm abgewickelt. Als erstes mussten wir nach dem Frühstück in eine andere Station, um uns mit vollständig wasserdichten Überlebensanzügen einzukleiden. Es sollte mit einem Schlauchboot über das eisige Wasser gehen hin zu dem Gletscher, der hier seine Eisberge ins Wasser drängt. Den Bootsführer hatten wir schon am Abend vorher beim Abendessen in der russischen Station kennen gelernt. Angekleidet mit Überlebensanzügen trafen wir dann unseren Bootsführer und schwangen uns in das entsprechende Schlauchboot. Der Bootsführer nahm Geschwindigkeit auf, so dass nach etwa einer halben Stunde alle Teilnehmer dieser Bootsfahrt vollkommen nass waren. Bei den meisten aber hielten die Überlebensanzüge das Wasser ab, nur einer unserer russischen Freunde hatte zum Schluss auch ein vollkommen durchnässtes Hinterteil. Bei diesem Spritzwasser war es natürlich auch kontraproduktiv, wertvolle Hochleistungskameras zu benutzen, die voller Seewasser bespritzt wurden. Diese kamen dann praktischerweise in eine Plastiktonne mit einem Verschluss. Eine Stunde Schlauchbootfahrt bei eisigem Wetter und ständiger Salzwasserdusche ist nicht wirklich ein Vergnügen, aber deswegen sind wir hier ja auch nicht.

Die Eisberge, die auf uns zukamen, waren relativ klein, aber die Abbruchkante des Gletschers doch beeindruckend. Das Wasser, auf dem wir mit unserem Schlauchboot unterwegs waren, ist überhaupt nur zwei Monate im Jahr mit einem Schlauchboot befahrbar. Ansonsten wäre das richtige Gefährt ein Motorschlitten. Vollkommen durchgefroren, nass von oben bis unten, aber guter Dinge über die Erlebnisse, die wir hatten, ging es dann weiter zu den Pinguinkolonien. Die Kolonien bestanden hier nur aus Jungtieren, die kurz vor dem Erwachsensein standen. Die Alttiere waren unterwegs, um Fische zu fangen und ihren Jungtieren etwas zu essen zu bieten. Zum Schluss des Aufwachsens dieser Jungtiere wird es mit dem Futter immer weniger und sie nehmen entsprechend ab. Das heisst, das Fett wird umgesetzt in Muskeln in ein entsprechendes Federkleid, damit die Jungtiere dann auch schwimmen und selber Fische fangen können.

Bei dieser Gelegenheit erlebten wir dann auch, dass die Natur tatsächlich rau ist. Eine Gruppe von Raubmöwen schaffte es in unserer Anwesenheit, in etwa 50 m Abstand, eine der jungen Pinguine von der Herde abzutrennen, ins Wasser zu jagen, und solange unterzutauchen, bis das Tier sich nicht mehr bewegte. Anschließend kamen die Raubmöwen und zerfetzten den Kadaver, so dass am Ende unseres halbstündigen Aufenthaltes nichts mehr zu sehen war. Soweit so gut, die Knochen wurden nicht gefressen.

Nach der Besichtigung der Pinguinkolonien war es für die Besucher der Antarktis jetzt auch genug und man freute sich allgemein auf den Rückflug. Die russischen Freunde waren dann noch einmal bei ihren anderen russischen Freunden in der Station und haben Aufträge entgegengenommen, also Geschenke, die sie nach Moskau mitnehmen sollten. Kurt und ich sind dann schon mit unserem wunderbaren Taxigerät zum Flugzeug gefahren. Unsere russischen Freunde kamen etwa eine Viertelstunde später und, oh Wunder, hatten sie sich von der beschwerlichen Reise des heutigen Tages komplett erholt, waren guter Dinge, ausgesprochen gut gelaunt und haben während des ganzen Rückfluges heftig diskutiert und Kurt hatte die Vermutung, dass da doch die eine oder andere Flasche Vodka in der Viertelstunde über den Tisch gegangen ist. Denn so eine Mentalitätsveränderung ist ohne Doping nicht vorstellbar.

Auf Wiedersehen Antarktis. Es war ein kaltes, nasses und anstrengendes Erlebnis. Die niedrigste jemals gemessene Temperatur auf der Erde wurde auf der Antarktis mit 96 Grad minus gemessen.
Aber wir haben diesen Kontinent betreten und wir sind mehr als nur ein wenig beeindruckt.

Tschüs!

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